Sein Traum sollte in Erfüllung gehen. Ein Traum von Gehorsam, Angst und Unsterblichkeit. Ein Traum von geknebelten Untertanen, die keine Wünsche, keine Fragen, keinen Drang nach Freiheit hatten. Ein Traum von seinem Reich, das keine Horizonte kennt. Lange hatte er auf diesen Moment gewartet.
Unzählige Krieger starrten auf ihren Gebieter, der auf einem Plateau stehend, auf sie herabblickte. Er war sich der Unbesiegbarkeit seines Heeres, das er hier versammelt hatte, sicher. Heiβer Wind blies über die Hochebene. Schon lange fiel kein Regen mehr in Iluntasuna, dem Reich der Dunkelheit.
Nur die vier Schwerter fehlten Nouró, die ihm die Macht geben würden, um die gesamte Menschheit seinem grausamen Willen unterwerfen zu können.
Unruhe machte sich breit. Vier Reiter trieben ihre zornigen Tiere auf ihn zu. Sein Blut pulsierte wild in seinen Adern. Jetzt wusste, warum er seinen Vater im Schlaf ermordete, seinen älteren Bruder in einem Fluss ertränkte. Nur er war berufen dazu, die Welt lenken zu können.
Die Krieger trugen die vier Schwerter ehrfurchtsvoll an ihn heran. Er lieβ seine Felle, in denen die Knochen sinnlos getöteter Tiere eingeflochten waren, auf den staubigen Boden fallen. Er griff zu den Waffen, die er in die Höhe riss. Sie reflektierten das letzte Licht der untergehenden Sonne.
Dann leistete Nouró einen Eid und beschwor lautstark seine Reiter.
Von einem einfachen Menschenkind sprach er nicht.
Dirk Morenweiser