Schon lange hatte er niemanden mehr ins Verderben geführt. Aber er wusste, dass er Geduld beweisen musste. Es war nur eine Frage der Zeit, wann jemand den steinigen Pfad betreten würde, der ihn zur Höhle des Wissens führte, vor der er Wache hielt. Er freute sich schon auf den Moment, endlich erneut gnadenlos zuschlagen zu können.
Dann vernahm er Schritte. Er konzentrierte sich. Es mussten Zwei- und Vierbeiner sein. Plötzlich standen eine junge Frau, ein junger Mann, ein mit Symbolen bemaltes Pferd und ein kräftiger Hund vor ihm. Niemand sagte etwas. Aber so war es immer, bevor jemand die Höhle betrat. Er schwieg, wie er es in diesem Moment immer tat. Und auf die ersten belanglosen Fragen der Fremdlinge antwortete er gelangweilt. Dann endlich konnte er von der Höhle sprechen, in der man Antworten auf alle Fragen finden konnte, in der alle Zweifel im Nichts verschwinden, in der die kommende Zeit keine Überraschungen bereithalten würde. Diese Höhle der Gewissheit, des Wissens bewachte er und er warnte überzeugend davor, sie zu betreten.
Nur seine hässlichen, grauen, fast schwarzen Zähne, sein Zucken der Mundwickel musste er zu verbergen versuchen, um kein Misstrauen zu erwecken.
Während die beiden Menschen über Sinn und Unsinn stritten, der Hund unruhig bellte, das Pferd auskeilte, zeigte er nur seine Gleichgüligkeit. Er fühlte sich seinem Ziel immer näher. Die junge Frau ging davon, die Tiere folgten ihr. Dann betrat der junge Mann die Höhle.
Dirk Morenweiser